Bontrager Kovee RSL 30 im Test: Mit einem Paukenschlag präsentierte Bontrager Anfang des Jahres 2023 drei neue Laufradsätze für den Cross-Country-Einsatz. Besonders bemerkenswert: Für das teuerste Modell der Serie, den Kovee RSL 30, proklamierte Bontrager, dass er der leichteste Cross-Country-Laufradsatz ihrer eigenen Geschichte und einer der leichtesten Laufradsätze auf dem Markt überhaupt sein würde. Und tatsächlich: Kaum ein Hersteller kann in dieser Hinsicht mit Bontrager konkurrieren und besitzt einen Laufradsatz im Portfolio, der mit 29 Millimeter Maulweite auf ein spektakulär niedriges Gesamtgewicht von 1.240 Gramm kommt. Kann dieses Leichtgewicht dann auch wirklich zuverlässig auf den Trails standhaft bleiben? Wir haben uns die Laufräder genauer angeschaut und viele Kilometer auf unterschiedlichstem Terrain abgespult!
Bontrager Kovee RSL 30 – Infos und Preise
Es scheint so, als wäre es der Traum einer aller XC-Racer: 1.240 Gramm für einen Laufradsatz, steif und robust, dazu mit breiter Felgeninnenweite ausgestattet? Der Bontrager Kovee RSL 30 besitzt auf dem Papier genau jene Eigenschaften, die Szene-Expertinnen und -experten wohl allesamt in ein Lastenheft eines Laufradsatzes im Cross-Country-Bereich packen würden. Nur wenige Hersteller auf dem Markt bieten derart leichte Laufradsätze für den Cross-Country-Einsatz an. Zu stark fokussierte sich die Branche in den vergangenen Jahren auf den Zugewinn an Performance im Gegensatz zur Feilscherei nach dem letzten Gramm im Hinblick auf maximalen Leichtbau. Unter anderem konnte der Zipp 1Zero Hitop SW-Laufradsatz kürzlich im Test mit genau jenem Ansatz überzeugen. Ist damit die Erfolgsgeschichte jener Laufradsätze, die bis aufs letzte Gramm reduziert sind, vorbei? Wenn es nach Bontrager geht, auf keinen Fall – so viel steht seit der Veröffentlichung des Kovee RSL 30 fest.
- Laufradgröße 29″
- Einbaumaß Boost
- Material OCLV Carbon
- Naben DT Swiss 240
- Maulweite Felge 29 mm
- Freilauf SRAM XD
- Bremsaufnahme Center Lock
- Speichenanzahl 24
- Gewicht 570 g (Vorderrad, nachgewogen), 670 g (Hinterrad, nachgewogen)
- www.trekbikes.com
Preis: 1.150 € (Vorderrad, UVP), 1.450 € (Hinterrad, UVP)

Im Detail
Mit dem Kovee RSL 30-Laufradsatz will Treks Tochterfirma Bontrager die Schwierigkeiten bei der Bewältigung der Herausforderungen höchst anspruchsvoller Cross-Country-Rennstrecken rund um den Globus überwunden haben – und das trotz des geringen Gewichts von 1.240 Gramm. Das dazu angewandte Rezept der Laufradbauer aus Amerika: Robuste und zugleich leichte DT Swiss 240-Naben, ein Ratchet EXP XD-Freilauf, 24 Sapim CX-Ray Aero-Speichen und eine bis ins letzte Detail optimierte OCLV-Carbon-Felge.


Die 29 Millimeter breite OCLV-Felge wurde mit einem besonders flachen Profil versehen, sodass in Kombination mit breiten Reifen viel Flex auf dem Trail und somit höchstmöglicher Komfort gewährleistet werden kann. Die Felgenhöhe beträgt demnach geringe 22 Millimeter. Zudem soll dieses Konzept das Reifenvolumen erhöhen, sodass niedrigere Luftdrücke gefahren werden können als üblich. Der breite Felgenwulst wiederum soll zudem die Haltbarkeit erhöhen und vor Snakebites schützen. Die Felgenaußenweite des Kovee RSL 30 Laufradsatzes beträgt 35 Millimeter.
Angeboten wird der Laufradsatz nur mit Center Lock-Scheibenaufnahme und XD-Freilauf. Zudem werden die Laufräder vollumfänglich Tubless-ready ausgeliefert. Das heißt: Felgenband und Ventil befinden sich bereits beim Kauf am Rad und sollen ideal auf die Anforderungen schlauchloser Systeme angepasst sein.
Alle Bontrager-Laufräder unterliegen einer lebenslangen Garantie für den Erstbesitzer – so auch die Kovee RSL 30-Laufräder. Zudem geben die Amerikaner keine Gewichtsbeschränkung für die fahrende Person aus. All das macht den Laufradsatz dann auch nicht unbedingt günstig. Er wird zudem auch nur einzeln als Vorder- oder Hinterrad angeboten wird – kombiniert schlägt er mit 2.600 € (UVP) zu Buche.



Auf dem Trail
Leichtbau und Robustheit – das sind eigentlich zwei Dinge, die sich in der Welt des Radsports widersprechen. Nur wenige Produkte schaffen den Spagat zwischen diesen beiden grundlegenden Herausforderungen, die im Cross-Country-Sport so präsent sind wie in keiner anderen Disziplin. Wie kommen die Kovee RSL 30-Laufräder in der Praxis mit dieser Herausforderung zurecht?
Weitestgehend sehr gut, so das Fazit nach gut einem halben Jahr auf den mitunter ruppigsten Trails, die hierzulande aufzufinden sind. Generell lässt sich festhalten, dass sich die Bontrager Kovee RSL 30-Laufräder verstärkt auf den Leichtbau und etwas weniger auf Robustheit fokussieren, was angesichts des minimalen Gewichts und dem anvisierten Einsatzzweck auf der Rennstrecke auch keineswegs zu verübeln ist. Konkret bedeutet dies, dass sich im Trail-Einsatz besonders die Leichtigkeit und Spritzigkeit des Kovee RSL 30-Laufradsatzes bemerkbar macht: Von Sekunde eins an sorgen die Laufräder für spürbaren Antrieb zum Beschleunigen und vermitteln ein hohes Maß an Leichtigkeit, insbesondere im Vergleich zu vielen anderen Laufrädern im Cross-Country-Segment.

Auf flachen und abfallenden Trails kann der Kovee RSL 30-Laufradsatz zudem mit sehr respektablem Komfort punkten. Bei einem Luftdruck von 1,3 – 1,5 bar und einem Körpergewicht von 74 Kilogramm profitierten wir von einem spürbaren Zugewinn an Dämpfung auf den Trails. Manch andere Laufräder können in dieser Hinsicht noch etwas mehr glänzen als die Kovee RSL 30-Laufräder, kommen jedoch mit deutlich höherem Gewicht daher.
Auch in puncto Steifigkeit fällt der Kovee RSL 30-Laufradsatz weder besonders negativ, noch außergewöhnlich positiv auf und erfüllt seine Aufgaben mit Bravour. Die große Stärke des Laufradsatzes liegt vornehmlich darin, eine überaus solide Funktionalität bei niedrigstem Gewicht zu ermöglichen – eine Eigenschaft, die in dieser Form kaum andere Hersteller von Laufrädern bieten können.
Den von Bontrager proklamierte zusätzlichen Schutz vor Reifenpannen, speziell im Kontext von gefürchteten Durchschlägen und sogenannten Snake Bites, konnten wir in der Testphase ebenfalls erleben. Mehrere Durchschläge steckten die Felgen ohne Probleme weg und verhinderten die so häufig folgenden Snake Bites im Reifen.

Ähnlich wie auch im Test der Zipp 1Zero Hitop SW-Laufräder vor einigen Wochen mussten wir jedoch anerkennen, dass Carbon-Felgen in hartem Einsatz nicht unkaputtbar sind: Einen Durchschlag, der aufgrund eines Fahrfehlers bei hoher Geschwindigkeit zustande kam, konnte die Felge nicht gänzlich aushalten. Mit großer Wucht stießen wir mit dem Hinterrad auf einen spitzen Stein, die Felge gab nach und brach an der Einschlagstelle – eine Situation, die im Eifer des Gefechts durchaus passieren kann. Dank großzügiger Garantiebedingungen mit lebenslanger Garantie bleiben Ereignisse dieser Art bei Bontrager für Kundinnen und Kunden ohne schwerwiegende Folgen. Bontrager ersetzt nach eigenen Aussagen die Laufräder bei derartigen Problemen schnellstmöglich und ohne große Nachfragen. Für uns bedeutete dies, dass der Laufradsatz ohne große Rückfragen einfach ausgetauscht wurde.
Das ist uns aufgefallen
- Tubeless-Montage Verschiedenste Reifensetups von Schwalbes Rennpneus Thunder Burt bis hin zu verstärkt profilierten Maxxis Rekon Race-Reifen montierten wir auf dem Kovee RSL 30-Laufradsatz. Stets in schlauchloser Variante, stets hatten wir keinerlei Probleme bei der Montage. Kein Hochdruck mittels Kompressor oder sonstigen Tools war notwendig. Top!
- Haltbarkeit Nach gut einem halben Jahr Testphase sind die Laufräder noch top in Schuss: Einzig das Lager der Hinterradnabe läuft minimal rau, eine grundlegende Reinigung könnte dieses Problem beheben. Weiterhin konnten wir keine nachlassende Speichenspannung feststellen.
- Tubeless-Ventil Das vormontierte Tubeless-Ventil von Bontrager sorgte im Testzeitraum für viel Verzweiflung: Die Mutter des Ventils löste sich immer wieder selbstständig. Als Folge entwich zu gänzlich überraschenden Zeitpunkten Luft zwischen Ventil und Ventilloch, einmal sogar im Renneinsatz. Bontrager arbeitet an einer Verbesserung der Situation, solange empfehlen wir das Ventil auszutauschen.
- Preis Täglich grüßt das Murmeltier: Mit einem Gesamtpreis von 2.600 € für den Laufradsatz sprengt Bontrager jegliche Preisgrenzen und reißt bei jeder Kundin und jedem Kunden ein massives Loch in den Geldbeutel. Wer die besten und leichtesten Produkte auf dem Markt besitzen will, musste schon immer tief in die Tasche greifen, die Kovee RSL Laufräder übersteigen jedoch jegliches Ausmaß von Sinn und Verstand. Ein Blick auf die etwas günstigeren (1.500 €) und nur unwesentlich schwereren Kovee Pro Laufrädern dürfte sich lohnen.
- Gebrochene Felge Ein Fahrfehler, ein spitzer Stein und hohes Tempo waren leider zu viel für den Kovee RSL 30-Laufradsatz und die Felge ist gebrochen. Diese Verkettung von unglücklichen Umständen sollte jedoch eine Ausnahme sein – das defekte Laufrad wurde den Garantie-Bestimmungen entsprechend umstandslos getauscht.


Fazit – Bontrager Kovee RSL 30
Wer leicht sein will, muss leiden! Das leicht modifizierte Sprichwort trifft im Falle des Bontrager Kovee RSL 30 Laufradsatz vollständig zu. Der Gesamtpreis von 2.600 € für den Laufradsatz schreckt zu Recht ab. Wer jedoch einen der leichtesten Mountainbike-XC-Laufradsätze des Planeten sein Eigen nennen will, kommt um diese Investition wohl kaum herum.
Kundinnen und Kunden erhalten mit dem Kovee RSL jedoch nicht nur Leichtbau in maximalen Ausmaß, sondern vielmehr einen Laufradsatz, der mit Bravour die wesentlichen Herausforderungen moderner Cross-Country-Strecken meistert. Obendrauf gibt es eine großzügige Garantieleistung Bontragers, welche jegliche Ängste von Felgenbrüchen und Co. eliminert.

Pro / Contra
Pro
- leicht & schnell
- funktionell in allen Bereichen
Contra
- hoher Preis

Testablauf
Die Bontrager Kovee RSL 30-Laufräder wurden in den vergangenen Monaten auf unseren Hometrails in Heidelberg und in Bad Kreuznach getestet. Zusätzlich kamen die Laufräder bei unterschiedlichen XC-Rennen in der Region zum Einsatz. Generell wurden sämtliche Höhenmeter aus eigener Kraft zurückgelegt.
Hier haben wir den Bontrager Kovee RSL 30-Laufradsatz getestet
- Heidelberg, Baden-Württemberg Meist sehr ruppige und verblockte Trails mit vielen Steinen und Wurzeln.
- Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz Abwechslungsreiche und flowige Trails auf meist trockenem, teils steinigen Boden.
Körpergröße | 184 cm |
Schrittlänge | 86 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 63 cm |
Gewicht | 74 kg |
- Fahrstil
- Hohes Tempo bergab, mit Blick auf die saubere Linie – bergauf spritzig und schnell
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, für Reserven bei groben Absätzen und eine optimale Traktion in Anstiegen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich; Tiefes Cockpit, nicht zu gestreckt